Backstory
Der große französische Kollege hat natürlich Recht: Der Erzähler soll hinter seiner Geschichte verschwinden wie ein Schatten, ein Geist. Aber wenn der Autor nicht von sich selbst sprechen darf, wie soll er seinen Beruf vorstellen? Lassen Sie mich bei diesem Werkstattbericht eine Ausnahme machen …
Geboren in Hamburg im Revolutionsjahr 1968. Geprägt allerdings eher in den bunten 70ern und hedonistischen 80ern.
Zwei Schwestern. Zwei Töchter. Lange verheiratet, inzwischen wieder den Beziehungskosmos erforschend –
Familie und Partnerschaft, ihre Möglichkeiten und Unmöglichkeit sind Urgrund und Quelle meiner Stoffe. Da bin ich nicht der erste, auch wenn die alten Griechen ihrem Cast Götternamen gaben: Marmorglatte Fassaden – wilde Verstrickungen. Tiefe Gefühle – halbe Wahrheiten. Im Olymp und auf Erden, seit 2500 Jahren.
Ich bin nicht ganz so lange dabei, habe aber früh angefangen – mit durchaus überambitionierten ersten Filmversuchen (z.B. „The Varlham Case“ über einen rechtsradikalen Wahlbetrug in Großbritannien, 1983), Radioauftritten („Kleine Sprech- und Märchenstunde“, NDR, 1984), Theaterstücken (z.B. „Klebstoff“ über sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz, VÖ 1990).
Während des Erststudiums an der Georg-August-Universität – Jura, Geschichte, Germanistik – ständiger Kino-Kolumnist für das „Göttinger Tageblatt“, weitere Stücke, Sketch- und Stand-Up-Comedy…
… übrig geblieben sind vor allem: Film und Fernsehen.
Weil sie das lebendigste Medium sind. Immer noch. Und gerade jetzt.
Und wie wird man ausgerechnet Drehbuchautor?
Es gibt keinen Königsweg – aber meiner führte über die Filmhochschule: ab 1992 HFF München, Studiengang Film- und Fernsehspiel, eigentlich ein Regiestudiengang.
Erster Serienauftrag („Singles“, ZDF) und Zusammenarbeit u.a. mit Wim Wenders und Helmut Dietl während des Studiums – seitdem kam jedem Regie-Plan immer ein neues Drehbuch in die Quere …
… bis heute (2017) sind über 130 Filme und Serienfolgen daraus entstanden.
Ich lebe auf dem Land bei Hamburg und in Berlin (bin aber zu spät hingezogen, um noch als einigermaßen hip zu gelten, und vielleicht gibt es das Wort auch gar nicht mehr) …
… in der Hauptstadt findet ein Großteil meiner politischen Arbeit für den Verband der Drehbuchautoren statt. Unter anderem in der Vergabe- und der Drehbuchkommission, im Verwaltungsrat und als Vertreter der Kreativen im Präsidium und in diversen Kommissionen der Filmförderungsanstalt FFA.
„Am Schreibtisch zu sitzen und es hinter sich zu bringen“ – daraus besteht nach Auskunft William Goldmans, eines anderen bedeutenden Autoren-Kollegen, unsere Arbeit. Ich bin froh, dass sich meine nicht darauf beschränkt:
im Kampf für die Drehbuchförderung und bessere Vertragsbedingungen. Durch Mitwirkung in Jurys und Gremien. Vor allem aber aufgrund eines sich stetig erweiternden Berufsbilds des Autors in Richtung Headwriter und Showrunner und im ständigen Austausch mit anderen Filmschaffenden –
also nicht nur am Schreibtisch …